GESANGVEREIN 1860 NIEDERSCHELD   



Am 26. April 1860 wurde in Niederscheld, der Ursprungschor, der MGV Concordia, gegründet.

Für die Menschen die als Bauern, Handwerker, Hüttenarbeiter und Bergleute hart arbeiten mussten, war es ein
Bedürfnis, sich dem Gesang zu widmen.

„Da wo jetzt das Bächlein Rödebach schäumend und plätschernd unter der Landstrasse verschwindet,
stand bis zum Jahre 1862 ein einsames Gasthaus, nach dem Besitzer Matheus Baldus „ Mattesehaus“ genannt“.
So heißt es in der Festschrift des MGV Concordia zum 70 jährigen Bestehen.

Von einigen Handwerksgesellen wurden am Schmiedefeuer Lieder angestimmt.
So ergab sich, dass sich um die 3 Söhne des Baldus einige Männer versammelten und einen Musikverein gründeten.
Diesem Musikverein wurde 1860 ein Gesangverein angegliedert.
Dies ist somit das Geburtsjahr des Gesangvereins.

Die Leitung des Gesangs übernahm Heinrich Baldus und zum Präsidenten wurde der Bergverwalter
Friedrich Heinrich Nix gewählt.
1879 kam ein neuer Gesangsleiter aus Herborn mit Namen Wilhelm Weisgerber.

Politische Versammlungen waren verboten, aber in einem Verein durfte man sein.
Daher bildeten sich in den Deutschen Ländern Vereine aller Art. Darunter auch die Gesangvereine.
Und in diese Zeit fiel die Gründung des Gesangvereins MGV Concordia.

So konnte man nach dem Singen über Politik, über Freiheit, auch über die Vielstaaterei reden,
wenn auch nur im Verborgenen. Die Sehnsucht nach Literatur wurde auch gestillt,
denn alle unsere großen Dichter, waren ja auch oder wurden vertont.
Selbstverständlich darf man nicht vergessen, dass auch mal ein Bier oder ein
Äffchen / Moppelchen getrunken wurde.

Der zweite Gesangverein in Scheld der „ Orpheus „wurde 1881 gegründet.

In dieser Zeit achtete man auch sehr darauf zu welchem Verein man ging.
Es war sogar so, dass Familienmitglieder nur in bestimmte Chören eintreten konnten,
denn sonst war der Familienkrach als gesichert angesagt.
Es wurde erzählt, dass man Liebschaften sogar nur nach Vereinsangehörigkeit beginnen durfte.

In den großen Zeiten der Vereine wurden auch Wettstreite und Sängerfeste besucht.
Wettstreite stachelten den Ehrgeiz bis zur Hochglut an und ließen die Gemüter nicht zur Ruhe kommen.
Nicht nur, dass die beiden Vereine “Concordia“ und „Orpheus“ in ihren gesanglichen Leistungen zur Höhe strebten,
auch die geselligen Veranstaltungen wurden nun zum Mittelpunkt des dörflichen Geschehenes.

In den Gesangvereinen galt es aber auch, Krisen zu überwinden.
Zum Beispiel durch den Wechsel des Vereinslokals des „Orpheus“
und durch einen neuen Chorleiter ging die Mitgliederzahl auf 8 Sänger zurück,
aber im folgenden Jahr hatte man wieder über 45 Aktive.

Den dritten Gesangverein gründete man im Jahre 1895 die „ Neue Concordia „.

Nach der Gründung des Dill – Sängerbundes 1897, wurde diesem beigetreten.
Dies brachte mit sich, dass die Veranstaltungen zunahmen und man sich mit den anderen Vereinen im Dillkreis
messen konnte. Manch schöner Erfolg wurde von den 3 Vereinen nach Hause gebracht.

Der erste Weltkrieg beendete das friedliche Streiten der Sänger um Pokale und Ansehen.
Es wurde wie folgend geschrieben:
„Das Gesangs-, aber nicht das Vereinsleben, kam zum erliegen.
Mit den Soldaten im Feld und zu Hause wurde es weiterhin aufrecht gehalten“.

Nach dem ersten Weltkrieg wurden von allen Vereinen wieder beachtliche Erfolge erzielt.
Wie man nachlesen kann, erstrahlte der Chorgesang wieder in voller Blüte.
Neben dem Singen kam auch das Laienspiel in aller Leidenschaft zum Einsatz.
Bei Theaterstücken und Singspielen standen bis zu 50 Personen auf der Bühne.
Die Laienspielgruppe Niederscheld welche im Jahr 2009 ihr 50 jähriges Vereinsjubiläum feiern konnte,
ist sozusagen ein Kind des Gesangvereins.

In den zwanziger Jahren, waren in Scheld um die 200 Sänger aktiv.
Man bedenke, 200 Sänger in nur drei Vereinen, bei rund 1500 Einwohnern!
Daraufhin wurden die Worte geprägt: „ Niederscheld das Sängerdorf “.


Gegen Ende der zwanziger Jahre schlossen sich die Männer des
„ Orpheus „ und die „ Neue Concordia „ unter dem Vereinsnamen „ Orpheus „ zusammen.
Einer der Höhepunkte beim Schelder Chorgesang war sicher die Zulassung
zu einem Chorkonzert beim Hessischen Sängerbundfest 1938 in Wiesbaden.

Mit Beginn des 2. Weltkrieges musste der Männergesangverein „ Orpheus „ seine Tätigkeit einstellen.
Der MGV Concordia bestand bis 1944.

Die unrühmliche Zeit des zweiten Weltkriegs brachte viel Leid,
auch in unser Dorf und somit in die Reihen der Sänger.
Jeder im Dorf war betroffen, viele Familien wurden auseinander gerissen und verloren Ihr Hab und Gut.
Doch das Schlimmste waren die vielen Toten, die man zu beklagen hatte.
Die Nachkriegsgenerationen können nur erahnen, welch ein Leid geherrscht hat.
Nach dem Krieg ging es aber doch weiter, so auch mit dem Singen.

Am 5. Januar 1946 kamen Schelder - Männer zusammen und schrieben eine Urkunde mit folgendem Text:
einig in dem Willen das kulturelle Leben in der Gemeinschaft zu fördern,
abhold jeder Eigenbrötelei und dem verhassten Bruderkampf,
strebend nach dem Wahren, Schönen, Guten,
handelnd nach dem Motto: „Einigkeit macht stark“
kommen heute überein, die durch den zweiten Weltkrieg stark dezimierten Mitglieder der Gesangvereine
“ Concordia“ und „Orpheus“ in den MGV Niederscheld zu vereinen und zu zeichnen zur Urkunde dessen:
Hier folgen 45 Unterschriften.

Die Sänger trafen sich wieder, man übte fleißig und ihre Konzerte wurden im großen Umkreis gerne wahrgenommen.

Von den Sängern musste in den Wintermonaten sogar Heizmaterial mit in die Proben gebracht werden,
denn nur der gern getrunkene „Dauborner“ konnte die Kälte im Übungsraum nicht bezwingen.

Der erste Vorsitzende in 1946 war Herr Emil Buckard und in diesem Jahr hatte man 2 Chorleiter,
Willi Hofmann und Eugen Meierhofer.

1948 Übernahm Richard Groß den Dirigentenstab.

Die Sänger um den Vorsitzenden Albert Tropp und den Chorleiter Richard Groß,
sahen 1951 eine Möglichkeit mit der Gründung des Frauenchores etwas großes zu schaffen.
Und es ist Ihnen gelungen. Somit konnte man auch Gemischte Chöre singen.

In den Büchern, die diese Zeit beschreiben,
wurden auch dem neuen Vorsitzenden Albert Ebert große Verdienste um den Frauenchor bescheinigt.
Bundesleistungssingen werden besucht und mit Erfolgen kehrt man zurück.

Ab 1957 führte Heinrich Weyl als Vorsitzender die Chöre.

1958 baute die Gemeinde Niederscheld die Gemeinschaftshalle, was die Möglichkeiten natürlich erweiterte.
Nun brach die Zeit der großen musikalischen Veranstaltungen in Niederscheld an.

1960 im Jubiläumsjahr wurde unter Mitwirkung unserer Chöre,
des Kirchenchores sowie dem Göttinger Symphoniker das Oratorium „Die Schöpfung“ von Haydn aufgeführt.


„Die Jahreszeiten“ von Haydn krönte das Chorleiterjubiläum von Richard Groß im Jahre 1962.
In die sechziger Jahre fallen auch manche Auftritte im Rundfunk.

1963 übernahm Otto Zimmermann den Vorsitz.

1965 stand das erste Opernkonzert unter dem Leitsatz „Verachtet mir die Meister nicht“ im Mittelpunkt.
Eine glorreiche Veranstaltung mit den Göttinger Symphoniker und vielen Solisten.

1967 wurde „Frithjof“ und das „Lied von der Glocke“ aufgeführt.
Hier war die Verbindung zur Glockenweihe der Niederschelder Kirche.
1968 stand in den Programmen des Chores das 2. Opernkonzert „Schaut her ich bin`s“

Sein 110 jähriges Bestehen feierte der Verein mit der Wiederholung
des „Frithjof“ und der Chorfantasie „Die erste Walpurgisnacht“.
In der Presse stand:
„Niederscheld bildet mit seinen Chören einen Klangkörper, auf den man im Dillkreis stolz sein kann“.

Wolfgang Schetter übernahm in 1971 den Dirigentenstab von Richard Groß.

Dass es dadurch keinen Rückschritt gab, konnte man schon beim Kreisleistungssingen 1971 hören.
Der Erfolg blieb dem Verein treu und es war der Verdienst von W. Schetter sowie den fleißigen
und harten Proben der einzelnen Chorgattungen.
1974 beging man mit Lochem’s Mannenkoor, aus den Niederlanden,
ein Gemeinschaftskonzert im Rahmen der Feierlichkeiten zum 700 jährigem bestehen der Gemeinde Niederscheld.
Zu einige dieser Sänger bestehen noch heute freundschaftliche Bande.

1975 übernahm Heinz Ditthardt die Vereinsführung.

Anlässlich des 25 jährigen Bestehens des Frauenchores fand 1976 das 3. Opernkonzert statt.

1977 ein Erfolgsjahr
51 Männer- und Gemischte Chöre traten in Alsfeld zum Leistungsvergleich des Hess. Sängerbundes an.
Der Männerchor errang mit 1,35 Punkten und der gemischte Chor mit 1,81 Punkten jeweils die beste Benotung.
1978 sangen wir im Kurhaus in Wiesbaden zu dem 25 jährigem Jubiläum des Hess. Sängerbundes.
Im April 1980 wurde nochmals „Die Schöpfung“ von Haydn mit dem Siegerland-Orchester aufgeführt.

1981 hatte der Hessische Sängerbund den MGV 1860 Niederscheld als einzigen Teilnehmer aus Hessen vorgeschlagen,
ihn mit seinem Männer-, Frauen- und Gemischten Chor in Berlin
bei dem Internationalen Chorfest unter dem Motto "Berlin singt mit Europa" zu vertreten.

In 1985 konnte der Verein mit vielen Freunden und Gästen feiern. Der Verein war 125 Jahre jung.

Im Jahr 1987 übernahm Walter Lenz den Vorsitz des Vereins.

Bei einem Schubert-Abend wurde in Niederscheld das Leben und Schaffen eines Komponisten vorgestellt.
Unterstützt durch unseren unvergessenen Bariton, Achim Hofmann.

Ein Chor- und Solistenkonzert stand 1991 im Programm mit Werken von Mozart.
Zitat aus der Presse: „Eine durchweg begeisternde Verbeugung vor dem Komponisten.“
Die Einführung und Moderation übernahm das Vereinsmitglied Horst Sauer.

Im Jahre 1995 formierten sich 10 Männer zu einem „Kleinen Männerchor“ welcher unter de ????e??r Leitung von
Peter Ferdinand Schönborn und Olaf Engelbert stand.
Diese Formation bestand über 10 Jahre und hat durch Ihre Auftritte, in nah und fern, vielen Freude bereitet und
gezeigt, wie vielfältig der GV 1860 Niederscheld aufgestellt ist.
Leider musste man wegen Mangel an Sängern diese Formation aufgeben.

Im Jahr 1993 übernahm Jürgen Tropp die Führung des Vereins.

1997 stand auch ganz im Zeichen des Gesangs. 100 Jahre Dill-Sängerbund
Mit dem Solisten Thomas Jopp, dem Gesangverein Merkenbach, einem Orchester, und dem GV Niederscheld
wurde die akademische Feier in Dillenburg großartig umrahmt.
Weitere große Konzerte könnte man hier noch beschreiben, das würde aber den Rahmen sprengen.

Mit Jürgen Tropp an der Spitze konnte im Jahre 2000 ein Kinderchor gegründet werden.
Der zweite Anlauf in Niederscheld, da in den Fünfzigern auch schon mal ein Anlauf gestartet wurde.
Leider war es auch diesmal nicht möglich, dem Kinderchor so viel Leben ein zu hauchen,
dass er noch heute besteht.

Im Jahre 2001 wurde Ernst Ludwig Preis zum 1. Vorsitzenden gewählt.

In 2002 wurde der „Adventskalender“ der Dorfgemeinschaft unter Führung des GV zum ersten Mal geöffnet.
Dieser Kalender mit gemeinschaftlichem Singen und sonstigen Vorträgen wurde aber,
aus Mangel an Bereitschaft aus der Bevölkerung dies auszurichten, im Jahre 2008 für immer geschlossen.
Da der langjährige Chorleiter Wolfgang Schetter durch Krankheit sein Amt nicht mehr ausüben konnte,
verabschiedete Ihn der Verein mit einem großen Chor- und Solistenkonzert im Frühjahr 2007
und ernannte ihn zum Ehrenchorleiter.


Bei diesem Konzert stand der Chor erstmals unter der Leitung des neuen
Chorleiters Leuthold Ortelbach, welcher schon 2006 den Dirigentenstab übernommen hatte.

Im Dezember desselben Jahres musste man W. Schetter schon zu Grabe tragen.
Der Gesangverein 1860 Niederscheld hat Ihm sehr viel zu verdanken und der Name Wolfgang Schetter
wird immer mit dem Name des Vereins verbunden bleiben.

In der folgenden Zeit unter Leuthold Ortelbachs Leitung,
wurden gute und wertvolle Konzerte, sowie verschiedene Auftritte auf die Bühne gebracht.

In Zusammenarbeit mit der Stadt Dillenburg, hat der Verein einen Dorfbrunnen in der Grünanlage
bei der Rathausbrücke links neben der Schelde errichtet.
Die Einweihung des Brunnens fand am 16. Juni des Jahres 2007 statt und wurde mit dem ersten Brunnenfest
begangen, dem noch viele folgten.

Scheld sucht den Superchor, ein Wettstreit nach Noten,
eine Veranstaltung welche die Gemeinschaft fördern soll wurde am Samstag den 29. September 2007 durchgeführt.
Der Familienchor DOMANI belegte den ersten Platz.

Im Jahre 2010 konnte das 150 jährige Bestehen des Vereins gefeiert werden.
Erste Aktion im Jubiläumsjahr 2010 war das Schmücken des Osterbrunnens.
Die Vorstandsfrauen sahen sich in der Pflicht, dem Schmuckstück Dorfbrunnen einen österlichen Glanz zu geben.
Mit einfachen Mitteln und viel Geschick schmückten sie den Brunnen.


Am 23. April fand in der Gemeinschaftshalle der Kommers statt.
Im Beisein vieler Gäste ließ der Verein seine Geschichte Revue passieren.
Der Schirmherr dieses Jubiläumsjahres, Herr Klaus Achim Wendel,
der Vizepräsident des Deutschen Chorverbandes und Ehrenpräsident des HSB Herr Gerd Jürgen Raach
sowie weitere Ehrengäste aus Kultur und Politik haben durch ihre Anwesenheit der Feierstunde Glanz verliehen.
Durch die Chöre des Jubelvereins und der Bläserkreis des CVJM Kreisverbandes Dill
wurde der Kommers musikalisch umrahmt.

Der folgende Samstag und Sonntag stand ganz im Zeichen des Chorgesangs.
Es hatten sich an die fünfzig Chöre angemeldet, die bei einem Freundschaftskonzert
ihre Stimmen aus verschiedenartigen Musikrichtungen erklingen ließen.

Samstag den 14.08.2010 fand das mittlerweile schon zur Tradition gewordene Brunnenfest statt.

Am 16.10.2010 war die Mundart hoch im Kurs.
Die Gruppe KORK, ein musikalischer Leckerbissen aus dem Raum Gießen,
bekannt aus Funk und Fernsehen hatte sich angesagt, ein Feuerwerk der guten Laune abzufeuern.

Der erste Sonntag im November war bei allen Chorfreunden als Termin für ein ansprechendes Herbstkonzert
im Kalender vermerkt und der GV hatte sich dazu musikalische Gäste eingeladen,
die sicher die Zustimmung aller Zuhörer erhielten.
Hier konnte auch die erste eigene CD des Vereins “Schelder Töne“ vorgestellt werden.
Ein Ausschnitt über 50 Jahre Chorgesang in Niederscheld.

Auf der JHV in 2011 übernahm der 2. Vorsitzende Dr. Matthias Wagner die Führung des Vereins.

In diesem Jahr gab auch der Chorleiter L. Ortelbach, sein Dirigentenstab ab,
um in seinen verdienten Ruhestand zu gehen.

Seit der JHV im Januar 2012 hat nun Frau Viktoria Künstler die Musikalische Leitung in Ihren Händen.

Im Sommer konnte sogar schon das erste Konzert mit dem Gemischten Russischen Chor
"Pewtschije Tichogo Dona" zu Deutsch "Die Sänger vom stillen Don" - durchgeführt werden.
Dieses Konzert war wiederum ein Glanzstück in der Geschichte des Vereins.


Bei dem Herbstkonzert in der Kirche zu Niederscheld ließ der Chor seine Stimmen erklingen,
wo auch erstmals die Chorleiterin V. Künstler als Sopranistin auftrat und zu begeistern wusste.

Mit dem mittlerweilen schon zur Tradition gewordenen singen am Weihnachtlich geschmückten Brunnen
und im Weihnachtsgottesdienst geht wiederum ein erfolgreiches Jahr zu Ende.