Der schwarze Tod - die Pest  



Die Pest ist jahrhundertelang ein Alptraum der Menschheit.
Kälteeinbrüche, Hagelsturm und Unwetter haben zahlreiche Mißernten verursacht
und Hungerepidemien haben Infektionen gefördert.
Dürers "Apokalyprische Reiter" symbolisieren eindrucksvoll die Zusammenhänge
von Krieg Teuerung, Hungersnot, Pestseuchen und Massensterben.



Die Ursache der Seuche war unbekannt. Viele Ärzte starben mitten bei ihrer Arbeit.
Wer noch einen Rat geben konnte, war kurze Zeit später selbst tot.
Die Grausamkeit des schwarzen Todes ließ viele Menschen verrohen.
Erkrankte Menschen wurden sich selbst überlassen oder ausgestoßen.
Rechtzeitige Flucht aus dem gefährdeten Gebieten galt als die sinnvollste Reaktion überhaupt.
Erst im Jahre 1894 entdeckte Alexander Yersin (Mitarbeiter im Institut "Pasteur" in Paris)
den Pestbazillus "Yersinia bzw. Pasteurella Petis".

Hauptwirte des Erregers sind kleine Nager, besonders die Ratten.
Durch verseuchte Insekten, vor allem Rattenflöhe, wird die Pest auf den Menschen übertragen.



 Die Pest beherrscht Niederscheld

Die in den neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts auftretende Pestepidemie
war leider nicht die einzigste, die unsere Gegend heimsuchte.
Schon vorher und auch nachher bis weit in das 17. Jahrhundert hinein forderte die Pest ihre Opfer.
Wirksame Therapien gab es nicht. Ärzte mit Schnabelmasken öffneten die Beulen und ließen Eiter und Blut abfließen.



(Die Schutzkleidung der Ärzte bestand aus einem langen ledernen Gewand und einer Maske mit einem Schnabel,
worin Kräuter und Riechstoffe gefüllt waren, die Atemluft vom Pestgift reinigen sollte).
Desinfiziert wurde mit Essig und Wein.
Wohl versuchte man dadurch, dass man die Kranken in sogenannten Siechenhäusern unterbrachte,
die Ansteckungsgefahr zu vermindern, doch hatten die Erkrankten dort keinerlei Pflege.
Während einer Pestepidemie um 1470 in Niederscheld baute man ein Siechenhaus.
Die beiden Jahren 1455 und 1472 waren ganz schlimme Pestzeiten.
Die Siedlung Monzenbach bei Niederscheld wird 1498 zum letzten Mal erwähnt.
Wahrscheinlich ist der Ort durch die Pest ausgestorben.
Man weinte um ganze Ortschaften und um seine Verwandtschaft.

Graf Johann VI. verlor 1576 sein 8. Kind, Prinzessin Anna Sibylla,
im Alter von 7 Jahren durch die auf dem Dillenburger Schloß grassierende Pest,
der noch weitere 20 Personen zum Opfer fielen.
Die Pest hatte 1581/82 weite Teile des Landes verseucht.
Im Amt Dillenburg starben 181 Personen.
Besonders schlimm war die Pest in den Jahren 1625/26.
In Dillenburg allein starben von Dezember1625 bis Oktober 1626 an die 380 Personen, darunter viele Kinder.
Auch der bekannte Chronist und Stadtschreiber Johann Textor (1582-1626) erlag der Massenseuche.
< Der Graf flüchtete mit seiner Familie auf das Tringensteiner Schloß.

Die Pest erlosch fast während des ganzen 30 jährigen Krieges (1618-1648) nicht.
Durch die durchziehenden Kriegsvölker wurde sie immer wieder neu eingeschleppt.
So wütete auch im Jahre 1631 in Dillenburg und Umgebung die Pest
und im Jahre 1635 hatte das Dillenburger Kirchspiel wiederum 209 Tote zu beklagen.

Pfarrer Johann Bernhard Gottsleben, der 1634 die erste Pfarrerstelle in Dillenburg erhielt,
legte 1635 infolge der zahlreichen Pestopfer das Totenbuch des Dillenburger Kirchspiels an,
in dem die Verstorbenen der Dörfer Donsbach, Eibach, Nanzenbach, Nieder- und Oberscheld eingetragen wurden.
Den Verlust seiner Familie musste Gottsleben im gleichen Jahr in das Totenbuch eintragen.
Innerhalb von 5 Wochen verlor er seine Frau Magdalena und 3 seiner verbliebenen Kinder.
Durch die Pflege seiner Lieben wurde er selbst angesteckt und starb am 1.11.1635.
Zehn Tage nach dem Tod seiner letzten Tochter wurde auch er begraben.
1636 flaute die Epidemie in unserer Gegend ab.


Quelle:
Klaus Bergdolt: Der schwarze Tod in Europa
E. Becker. Schloß und Stadt Dillenburg