Das Kirmesfeiern wollte in 1951 kein Ende nehmen  



Nach dem zweiten Weltkrieg hörte man in Niederscheld kein Wort von der Kirmes.
Nach der Zerstörung des Dorfes durch den großen Bombenangriff in 1945 hatte man ganz andere Sorgen und Nöte.
Aus der Asche auferstanden.....die Schelder lassen sich so leicht nicht unterkriegen
und einige ältere und tatendurstige Burschen nahmen 1951 die Angelegenheit in die Hand.

Die erste Kirmes nach dem Zusammenbruch auszurichten war nicht einfach. Es gab keine Unterlagen, auf die man aufbauen konnte.
Durch Befragen von älteren Einwohnern konnte noch ein Exemplar der alten Kirmesstatuten aufgetrieben werden.
Zwei Paragraphen wurden gestrichen.
Hierbei handelte es sich um das Auswürfeln der kleinen Kirmesbrezeln, die 1938 noch mit 300 Stück aufgeführt sind.
Damals wurden zwei Burschen zum Bestellen und Verteilen der Brezeln bestimmt und erhielten:
" für ihre Bemühungen einen Schoppen Dauborner".

Der Veranstalter der Schelder Kirmes ist die Burschenschaft,
dazu gehören alle unverheirateten Niederschelder Burschen und Mädchen (zumeist bis zum 30. Lebensjahr).
Die wählen das geschäftsführende Kirmeskomitee und "die Acht ältesten Burschen".
An der Spitze steht der Kirmesvater und natürlich die Kirmesmutter.

1951 führten die Kirmes an:
Kirmesvater Hermann Cloos und Kirmesmutter Elisabeth Ebert.
Festwirt war Erich Großmann.

Nach der langen Kirmes-Abstinenz und froh, mit dem Leben davongekommen zu sein,
- wollte das Kirmesfeiern schier kein Ende nehmen.
Der Dorfzusammenhalt war nach dem Krieg sehr groß.
Das größte Fest war seit jeher die Kirmes im Dorf.

In ihrem Übermut hatten einige junge Burschen im Festzug "die Besatzungszeit
und die Entnazifizierung" aufs "Korn genommen" (s.Foto) und eine "Entnazifizierungsmaschine"


Entnazifizierung

(nach dem System Altweibermühle) gebaut.
Das konnte als Diskreditierung bzw. Verunglimpfung ausgelegt werden.
So kurz nach dem Krieg bestand hierzu dann behördlicherseits Aufklärungsbedarf.
Die Gruppe kam zum Glück unbeschadet davon.

Der "Kirmespohl" muss von jedem Ehemann, der nach der letzten Kirmes geheiratet hat, "gehälst" werden,
zahlt eine Gebühr und ist in die Gemeinschaft der Schelder Ehemänner aufgenommen.
Da sich die Schelder auch in der Kriegszeit und danach "getraut" haben,
standen die aufnahmewilligen jungen Ehemänner Schlange um den Kirmespohl (s. Foto).

Im Montagsfestzug marschiert die Kolonne der Pohlhälser gesondert mit.
An der Spitze wird der "Pohl" vom dem getragen, der als letzter vor der Kirmes geheiratet hat.

Auf der Schelder Kirmes wurde damals kein größeres Karussell oder ein Vergnügungspark aufgeschlagen;
die Gemütlichkeit der Feiernden sollte nicht beeinträchtigt werden.
Genehmigt wurden Schieß- und Glücksbudenbesitzer und für die Kinder gab es Zucker- und Spielwarenstände.

Der Tanzboden und die Musikanten waren noch bei der ersten Kirmes im Freien untergebracht,
aber davon ist man abgekommen wegen der unbeständigen Witterung.

Brigitte Höncher
(Quelle: Chronik Niederscheld)